Fang an! Bleib dran!
Informationen für Eltern, Lehrkräfte, Pädagogen
"Üben und Wiederholen bleiben unsere besten Hilfsmittel gegen das Vergessen!"
(Tony Buzan, "Das große Buch vom Gedächtnis - Use Your Perfect Memory")
Wer diese Weisheit beherzigt, kann es im Rahmen seiner Veranlagung in allen Bereichen, in denen er viel übt und oft wiederholt, zu deutlich besseren Leistungen bringen.
Eine Binsenweisheit? Ja, so lange es Menschen gibt, besteht dieser Zusammenhang und seit der Mensch ein Bewusstsein entwickelt hat, mit dem er über sich und sein Tun reflektiert, ist ihm klar, wie elementar wichtig das Üben und Wiederholen von Tätigkeiten und auch von "gedanklichem Tun" ist, um Fertigkeiten und Fähigkeiten zu perfektionieren. Ob Handwerk, Sport, Wissenschaft, Beruf, Musik, überall im Alltag ist Üben und Wiederholen grundlegend wichtig für ein Vorwärtskommen, für echtes KÖNNEN.
Wieso sind "Üben und Wiederholen" aber in der Schule so stark rückläufig, ja fast verpönt?
Obwohl der Zusammenhang zwischen "Üben" und "Können" landläufig hinreichend bekannt ist, beobachten wir in den vergangenen 15 bis 20 Jahren zumindest in den schulischen Lernfeldern einen Trend weg vom Üben und Wiederholen hin zum "Erklären".
Es ist schleichend eine Tendenz in die Lernstuben eingezogen, die davon ausgeht, es genüge bereits, die zu lernenden Inhalte zu "erklären" und damit seien sie verstanden, somit gelernt und würden auch gekonnt.
Welch fatale Entwicklung!
Hinzu kommen seltsame, aber modern gewordene Thesen wie z.B.:
"Wenn Du nur willst, kannst Du alles erreichen!"
oder
"Lernen muss Spaß machen!"
Ganz zu schweigen von den vielen digitalen Erklär-Videos, unzähligen Youtube-Filmchen, auf welchen im Zeitraffer binnen Minuten Dinge in Perfektion entstehen, wozu in Wirklichkeit versierte Handwerker Monate oder Jahre brauchen, aber für die Fertigkeit ihres Könnens Jahrzehnte des Übens, Wiederholens und der Erfahrungsfindung investieren mussten.
Was ist los in den Klassenzimmern, wenn Zerstreuung zur obersten Maxime wird?
Was wird werden, wenn die so wichtige Zeit zum Üben in den Grundschuljahren zu mehr als der Hälfte mit Spaß und Zerstreuung am Smartphone verbracht wird, Tendenz steigend, wie jüngste Untersuchungen zeigen?
Etwas überspitzt formuliert läuft es förmlich darauf hinaus, dass sich das Abitur bereits in der Schultüte befindet und auf dem Studienplatz nur lange genug gesessen werden braucht, um einen Master mit "Summa cum Laude" zu bekommen, ganz ohne Anstrengung.
In diese Richtung geht auch die Kritik aktueller Literatur, wenn sie sich mit dieser Problematik auseinandersetzt. ("Akadämlich" Prof. Dr. Zümrüt Gülbay-Peischard)
Entsprechend kann hier nur plädiert werden für eine Umkehr, die das Üben und Wiederholen wieder ins Zentrum von Lernprozessen stellt.
Höchste Zeit, "Schule neu zu denken", wie es so gerne vermeintlich modern und kompetent daher geplappert wird! Ebenso wie intensives Üben zum Erlernen -und schließlich beherrschen- eines Musikinstruments unabdingbar ist, sollte auch viel und wiederholtes Lesen, Rechtschreiben und intensives Üben von Grundrechenarten, Umgang mit Geld, Größen und elementarer Geometrie sowie Textaufgaben wieder ins tägliche Lernen einfließen. In der Schule UND zu Hause!
JETZT beginnen, keine Zeit verlieren, konzentriert Üben, nicht ständig auf Belohnung aus sein, beharrlich wiederholen, am Ball bleiben!
Wiederholtes Üben belohnt sich selbst, denn das Kind spürt seinen Fortschritt, spürt den Lernzuwachs, das reicht.
Wissenschaftler sind sich einig, dass etwa 60% der Intelligenz vererbt sind. (Prof. Dr. Frank Spinath, Differentielle Psychologie und Psychodiagnostik an der Universität des Saarlandes) Gleichzeitig wissen sie aber auch, dass bis zu 15 Intelligenzpunkte durch gelungene Sozialisation und gute Schulbildung hinzu kommen können. (Prof. Dr. Elsbeth Stern, ETH Zürich) Dafür gibt es aber nach wie vor keinen Nürnberger Trichter. Diese 15 IQ-Punkte wollen -auch- durch viel Üben und Wiederholen erarbeitet sein.
Ein gewisser Stoizismus wird erforderlich sein, um Kinder von Unterhaltung und Zerstreuung weg, hin zum wiederholenden Üben zu bringen.
Fangen Sie an und bleiben Sie dran!
Ich stelle dazu auf LernPad.de die Benutzung meiner Wörterbox-Übung kostenlos zur Verfügung.
Eine Reihe ausgewählter Wortlisten steht zur Auswahl bereit. Dazu kann eine eigene Liste angelegt werden. Ansonsten erklärt sich die Übung "Wörterbox" von selbst.
Bernhard Klein, Schwäbisch Hall, im Mai 2025
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